Der „Charonsnachen“ auf dem Ohlsdorfer Friedhof gehört zu den bedeutensten Mahnmalen von Gerhard Marcks. Er ist den Hamburger Bombenopfern des Zweiten Weltkriegs gewidmet. Wie fast alle Mahnmale der frühen Nachkriegszeit thematisiert er ganz allgemein den sinnlosen Tod und das Leid der zurückliegenden Jahre. Marcks wählte das aus der griechischen Mythologie stammende Bild des Fährmanns Charon, der die Toten über den Fluss Styx in das Reich der Schatten bringt. Die friesartig angeordneten Figuren verkörpern die vier Lebensalter und nehmen auf das weite Spektrum der Opfer Bezug. Der Nachen ist an der Stirnwand einer rechteckigen, nach außen hermetisch abgeschlossene Architektur aufgestellt. Nur ein vergittertes, in der gegenüber liegenden Wand befindliches Tor gewährt von außen den Blick auf die Skulpturen. Durch die räumlich Distanz und die Ruhe der leeren Architektur erscheinen die Gestalten dem Betrachter tatsächlich vollständig entrückt.