Kann in einer Diktatur ein Meisterwerk entstehen? Die „Große Neeberger Figur“ – ein Hauptwerk der europäischen Kunst – die der 1930 in Dresden geborene Bildhauer Wieland Förster Anfang der 1970er-Jahre schuf, ist eine Ikone der Bildhauerei der DDR und steht im Zentrum der Ausstellung. Gezeigt wird keine monografische Retrospektive, sondern ein kaleidoskopisches Bild um die Frage nach der Darstellung des Menschen in der Kunst um 1970. Es werden dabei Positionen aus Ost und West zu Themen wie abstrahierte Figur, Schmerz, Entkleidung und Realismus gezeigt.
Die „Große Neeberger Figur“ erinnert zwar in ihrer Struktur an einen menschlichen Körper, aber sie ist zuallererst eine plastische Konstruktion. Sie stellt weder dar, wie die Natur ist, noch wie diese sein müsste. Sie zeigt weder Ideal, Realität noch Utopie, sondern markiert figürliche Bildhauerei als einen autonomen Bereich. Damit schlug der Bildhauer Förster einen bemerkenswerten Bogen zwischen Ideen über den Realismus und Entwicklungen in der westeuropäischen Bildhauerei.
Bild: Große Neeberger Figur, 1971-1974, Bronze, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015