Kastalia 1931/32

Das Motiv der Quellnymphe Kastalia geht auf die Griechenlandreise von Gerhard Marcks im Jahr 1928 zurück, als er ein am Wegrand sitzendes Hirtenmädchen beobachtete. Die in einen Mantel gehüllte, sitzende Gestalt begünstigte mit ihren geschlossenen Konturen eine Ausführung in Stein. In diesem Fall handelt es sich um einen eigens aus Griechenland importierten Block weißen Marmor. Die zurückhaltende Scheu des Mädchens und der sanfte Schimmer des Gesteins verleihen der Skulptur einen elegischen Charakter. Seit Mitte der zwanziger Jahre hatte Marcks zu einer am Naturvorbild orientierten Formensprache zurückgefunden. Obwohl er seitdem bevorzugt für Bronze modellierte, wandte er sich in den Jahren 1925 bis 1935 recht häufig dem Stein zu. Das zu behauende Material genoss in diesen Jahren unter den Bildhauern ganz allgemein eine fast modische Aktualität. Marcks konnte an ihm die für sein gesamtes Schaffen so wichtigen Gesetze der Tektonik besonders konsequent erforschen.