Wenn vom Ornament in der Architektur die Rede ist, fällt sofort der Name des Wiener Baumeisters Adolf Loos (1870-1933). Sein berühmtes Wort vom “Ornament als Verbrechen“ im Jahr 1908 gilt den meisten Architekten als Evangelium, gegen das nur verstoßen könne, wer seinen Ruf als ernsthafter Baukünstler der Moderne verlieren wolle. Loos hatte seine Abrechnung mit dem Ornament auf eine eigenwillige Interpretation des Tatoos gestützt: „Der moderne Mensch, der sich tätowiert, ist ein Degenerierter oder Verbrecher“. Entsprechend, „unmodern“ sei alle Fassadenzier. Aber für Gerhard Marcks bedeutete das Ornament etwas durchaus Positives, eine sinnfreie Verzierung und das Herausstellen der in der Natur enthaltenen architektonischen Elemente. Im positiven Sinne beschrieb er damit Ordnung und Muster, zwei Hauptkategorien seiner eigenen Kunst. Anhand von 40 Exponaten (Zeichnungen und Skulpturen) zeigt die Ausstellung, welche Rolle für Marcks das Ornament in den verschiedenen Phasen seines Œuvres spielte.
oben: Gerhard Marcks, Stoffentwurf VIII, 1949, Textil
unten: Gerhard Marcks, Liegende Kuh, 1924, Linde
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