Ruud Kuijer (geboren 1959) schafft abstrakte Arbeiten, die die Regeln und Traditionen der Bildhauerei (stehen, liegen, lehnen) spielerisch neu denken. In seiner Kunst geht es dem Niederländer um Masse und Volumen, um physische Präsenz und Materialität, um Schwerkraft und das Verhältnis zum Boden. Kuijer setzt seine Skulpturen aus unterschiedlichsten Materialien zusammen. Jedes der Teile hat seine visuelle Bedeutung. Seit den 2000er-Jahren experimentiert er verstärkt auch mit Fundstücken aus dem Alltag, mit Wohlstandsmüll wie weggeworfenen Shampoo-Flaschen aus Plastik oder Joghurtverpackungen aus dem Supermarkt. Er zerschneidet sie, verbindet sie mit etwas anderem und gießt sie anschließend in Beton. Die so entstandenen Skulpturen sind zwar aus einem Stück, zeigen aber, wie unverkrampft sie zusammengestellt wurden. Das Gerhard-Marcks-Haus zeigt die erste Retrospektive mit Arbeiten aus allen Schaffensphasen in Deutschland.
Der Titel der Ausstellung ist gleichzeitig das Motto für das 50-jährige Jubiläum des Museums im September. Die parallel stattfindenden Ausstellungen von Patricia Lambertus und Ngozi Schommers zeigen, wie offen wir die Frage beantworten.
oben: Ruud Kuijer, Ohne Titel, 1994/95, Holz, Eisen
links: Ruud Kuijer, Ohne Titel, 2013, Beton, Keramik, Foto: Rüdiger Lubricht
rechts: Spark I, 2014, Eisen verzinkt, Foto: Rüdiger Lubricht