Im Sommer 1955 bereiste Gerhard Marcks drei Monate lang Südafrika und das heutige Namibia. In weit über 100 Zeichnungen, die manchmal in »rasender Eile aus dem Auto«, manchmal in langen Stunden der stillen Beobachtung entstanden, hielt er seine Eindrücke fest. Bei dieser Gelegenheit zeichnete er auch Menschen, die später in seinem Kölner Atelier zu Modellen für Figuren werden sollten. In der Folgezeit entstanden zwei Herero-Frauen (Inv. Nr. 230/71 und 313/87) sowie der »Hockende«. An den drei Skulpturen ist Marcks‘ Interesse an der Vereinfachung der Form sehr gut zu sehen, dazu spiegeln sie auch seine skulpturale Vorliebe für schlanke Gliedmaßen und ruhige Bewegungen wider.
Anders als der »Hockende« wurden die beiden Frauen von Marcks explizit als Hereros benannt. In einem Brief, den er auf der Reise verschickt, macht Marcks seine Begeisterung für die getroffenen Menschen deutlich und vergleicht sie als »Krokus und Himmelschlüsselchen« mit sich als »Rüben und Kartoffel«.
Gerhard Marcks (1889–1981) ist in einer preußischen Sprachtradition aufgewachsen, in der es alltäglich war rassistische Benennung zu nutzen.
In unserem Museum machen wir uns gegen Rassismus, Sexismus und Diskriminierung stark.
Wir haben uns aus wissenschaftlichen Gründen dazu entschieden, dass wir historische Benennungen, die nach heutigem Verständnis in eine solche Kategorie einzuordnen sind, als Zeitzeugnis in unserer »Sammlung online« listen sowie durch Anführungszeichen kenntlich machen und wissenschaftlich kontextualisieren.
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