Dabei interessieren sie besonders die Zusammenhänge wissenschaftlicher Forschung und deren ästhetische Erscheinungsformen. Für den Portikus des Gerhard-Marcks-Hauses hat Kornelia Hoffmann eine raumgreifende Installation erarbeitet, die über den Köpfen der Besucher*innen zur Decke zu wachsen scheint. Das Herzstück der Installation ist eine riesige Baumwurzel, die mit ihren Wurzelsträngen in die Reichweite der Besucher*innen ragt. Auf der Wurzel finden sich Schichten von Moosen, Farnen, Pilzen und Flechten, die die Künstlerin selbst eigens für „Smell it!“ im Wald und dem Bremischen Bürgerpark gesammelt hat.
Für gewöhnlich stehen Menschen, wenn sie sich in der Natur unter einem Baum befinden, unter seinen Ästen beziehungsweise seinem Blätterdach. „scent rubbing“ ändert jedoch den Blickwinkel und lässt uns von unten in die Wurzeln des Baums schauen. Mit ihren komplexen Verzweigungen assoziiert Hoffmann Wurzeln mit Nervenbahnen, Synapsen und Internetstrukturen als Impuls- und Versorgungsstrang. Durch die anderen Pflanzen bekommt man dazu den Eindruck, dass der Baum nicht in einer kultivierten Umgebung wächst, sondern in einem Waldboden wurzelt. Atmen Sie tief ein! Riechen Sie den Wald?
In der Symbiose mit dem verglasten Portikus entsteht aus der temporären Installation ein eigener kleiner Kosmos, der räumlich abgeschlossen ist, aber sich durch seinen Duft sowohl in das Museum als auch auf die Straße ausdehnen kann.
Dafür ist die Interaktion der Besucher*innen mit dem Kunstwerk ein wichtiger Teil des künstlerischen Konzepts: Der Titel der Installation ist ganz wörtlich zu nehmen: „scent rubbing“, Duftreibung. Berühren ist ausdrücklich erwünscht! Denn so werden besondere Duftmoleküle freigesetzt. Neben ihrem natürlichen Geruch tragen auch viele der Installationsbestandteile einen speziellen Duftlack auf ihrer Oberfläche und beide Komponenten verbinden sich zu einem neuen Aroma. Atmen Sie tief ein! Riechen Sie wirklich den Wald?
oben: Kornelia Hoffmann, scent rubbing, wurzelwerk, 2021
unten: Kornelia Hoffmann, scent rubbing, wurzelwerk, 2021
© VG Bild-Kunst, Bonn 2025