Nach seinen Anfängen als Tierbildhauer – „… bis mich vor den Käfigen im Zoo die Verzweiflung packte. Schneller Erfolg schien Warnung“ – ist der „Stehende Mann“ von 1910 die erste menschliche Figur im Werk von Gerhard Marcks. Modell dazu stand der Bildhauer Richard Scheibe (1879-1964), mit dem er das Atelier teilte und der ihm Ratgeber und Freund war. Marcks nahm das klassische, für ihn aber neue Motiv der menschlichen Gestalt sehr ernst. Bis zu drei Stunden täglich zeichnete er Akte und beschäftigte sich am Abend mit Anatomiestudien. Seiner damaligen, von Auguste Rodin beeinflussten Vorstellung, dass sich die Figur auch über die Kontur zu erschließen habe, trägt die etwas exaltierte Pose des Mannes Rechnung.