Marguerite Friedlaender (1896–1985) und Gerhard Marcks (1889–1981) lernten sich 1919 am Bauhaus in Weimar kennen. Marcks war dort Formmeister der Töpferei, Friedlaender seine wichtigste Schülerin. Als das Bauhaus 1925 nach Dessau umzog, wechselten beide an die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale). Dort verbrachten sie bis 1933, als beide durch die Nationalsozialisten entlassen wurden, eine sehr erfolgreiche und produktive Schaffenszeit.
Marguerite Friedlaender baute in Halle zunächst eine Keramik- und ab 1929 eine Porzellanwerkstatt auf. Letztere konstituierte sich als Arbeitsgemeinschaft mit der Staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin (KPM), die ein einfaches, aber formal ansprechendes Gebrauchsgeschirr anbieten wollte. In der kurzen Zeitspanne zwischen 1929 und 1931 entwickelte Friedlaender verschiedene Services und Vasen, die heute zu den Inkunabeln des modernen Designs gehören.
Gerhard Marcks standen an der Burg optimale Arbeitsbedingungen zu Verfügung, die eine große Kreativität in ihm freisetzten. Er erprobte neue Materialien wie das Arbeiten in Stein, wandte sich neuen Themen zu, wie der antiken Mythologie, und öffnete sich in seinem Schaffen wieder stärker dem Naturvorbild. Daneben schuf auch er einige Entwürfe für die Staatliche Porzellanmanufaktur Berlin sowie die berühmte »Sintrax« für das Jenaer Glaswerk Schott & Gen.
Die beiden Künstler verband eine Freundschaft, die ein Leben lang bestand.
oben: Gerhard Marcks (Entwurf) , Marguerite Friedlaender (Ausführung), Terrine, um 1926, Irdenware, innen weiß, außen graphitschwarz glasiert
links: Marguerite Friedlaender-Wildenhain (Entwurf), KPM (Ausführung), Blumenvasen Halle, 1931, Porzellan, weiß, Sammlung Joachim Rossow/ Privatbesitz, Foto: Christoph Sandig
rechts: Gerhard Marcks, Kastalia, 1931/32, Marmor, Gerhard-Marcks-Stiftung, Bremen