Ver Sacrum 1943

Gerhard Marcks, der sich für sein Schaffen maßgeblich von der Archaik (ca. 700 bis 500 v. Chr.) beeinflusst sah, schuf die Gestalt des „Ver Sacrum“ im strengen Standmotiv der Kouroi – der Statuen junger Männer, die die ersten großplastischen Erzeugnisse Griechenlands bilden. Seit seiner ersten Reise nach Griechenland im Jahr 1928, die ihn auch über München führte, bezeichnete er sich als „unbedingten Griechenlandverehrer (bis 450 v. Chr.)“. Auf seiner Reise hatte er nicht nur die Kuroi im Nationalmuseum von Athen studiert, sondern sich auch intensiv mit den beiden bekannten Exemplaren der Münchner Glyptothek beschäftigt. Die Figur des „Ver Sacrum“ ist dem Gedenken an den 1943 im Krieg gefallenen, ältesten Sohn Herbert gewidmet. Ver sacrum (Frühlingsweihe) ist der archaische Brauch, in Notzeiten den Göttern Mars und Jupiter die Erstlinge eines Frühlings (Früchte, Tiere, Kinder) zu opfern. In späteren Zeiten wurde es Brauch, die Kinder, sobald sie erwachsen waren, zur Auswanderung zu zwingen.